Lernmaterialien, Unterricht und Prüfungen
Bildung ohne Hindernisse gestalten.

Mit der Digitalisierung wächst die Verantwortung von Bildungsorganisationen, ihre digitalen Angebote für alle zugänglich zu machen. Die Studie e-Inclusion zeigt: Zwar wurde bereits einiges erreicht, doch besteht weiterhin Handlungsbedarf. So fehlen vielerorts Massnahmen für barrierefreie Lernmaterialien, Unterricht und Prüfungen. Während einige Organisationen Barrierefreiheit punktuell umsetzen, wird das Prinzip des Universal Design nur selten verfolgt.
Häufig liegt die Verantwortung für barrierefreie Materialien bei einzelnen Lehrenden: Eine Aufgabe, die sie als zusätzliche Belastung empfinden und die sie oft zu Einzelkämpfer:innen macht. Viele Fachpersonen betonen daher die Notwendigkeit organisationaler Strukturen, die Lehrende unterstützen und entlasten. Eine Anregung lautet:
«Wenn man das in Tandems lösen könnte oder es eben Ambassador:innen geben würde, die Weiterbildungen besucht haben und dann ihre Kolleg:innen unterstützen dürfen, dann wäre ganz viel Entlastung da, die man im Moment aber nicht so sieht.»Fachperson im Bereich Supported Education
Zudem wird auf die Bedeutung des Austauschs zwischen Bildungsorganisationen hingewiesen: Lösungen müssen nicht «im stillen Kämmerchen» entwickelt werden – durch das Teilen von Wissen und Erfahrungen lässt sich der Prozess deutlich erleichtern.
Die folgenden Anregungen zeigen, wie Bildungsorganisationen Bildung ohne Hindernisse gestalten können:
Barrierefreie Gestaltung konsequent umsetzen
Achten Sie bei Lernmaterialien, Unterrichtsformaten und Prüfungen auf digitale Zugänglichkeit. Orientieren Sie sich an den Big Five der digitalen Zugänglichkeit. So ermöglichen Sie allen Lernenden eine eigenständige und gleichberechtigte Nutzung Ihrer Angebote und vermeiden, dass sich LmB als Sonderfälle fühlen.
Formatvorlagen konsequent nutzen
Verwenden Sie in Word und anderen Textverarbeitungsprogrammen durchgängig Formatvorlagen und weisen Sie den Textelementen die korrekte Formatierung zu («Überschrift Ebene 1», «Überschrift Ebene 2», «Standard»). Das schafft eine klare Struktur und erleichtert die Navigation durch das Dokument.
Bildungsangebote gemeinsam gestalten
Binden Sie LmB aktiv und systematisch in die (Weiter)Entwicklung Ihrer Bildungsangebote ein. Sind in Ihrer Organisation keine LmB vertreten, können Sie wertvolle Perspektiven über Fachstellen einholen. So kann Barrierefreiheit bedarfsgerecht und praxisnah umgesetzt werden.
Hinweis: Weitere Anregungen zum Thema «Externe Expertise und fachliche Beratung» finden Sie hier.
Individualisierung fördern
Nutzen Sie digitale Technologien gezielt zur Individualisierung von Lern- und Bildungsprozessen. Individualisierte digitale Lernsettings schaffen flexible Zugänge und berücksichtigen unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Lerntempi und Bedarfe.
Materialien frühzeitig digital bereitstellen
Viele LmB benötigen Vorbereitungszeit, um z. B. Unterlagen mit assistiven Technologien zu erschliessen. Stellen Sie die Lernmaterialien frühzeitig und barrierefrei digital bereit. So fördern Sie die Selbstständigkeit und eine bedarfsgerechte Nutzung der Lerninhalte (z. B. durch Vorlesefunktionen).
Barrierefreiheit in Evaluationen verankern
Integrieren Sie Einschätzungen zur Barrierefreiheit in Unterrichtsevaluationen. Nutzen Sie die Ergebnisse für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. So werden Hürden systematisch erkannt und gezielt abgebaut, ohne dass Lernenden ihre Hilfebedarfe offenlegen müssen (die Anonymität bleibt gewahrt).