Barrierefreie digitale Infrastruktur
Digitale Zugänge für alle schaffen.

Digitale Lehr- und Lernformate gewinnen in der Bildung zunehmend an Bedeutung – eine Entwicklung, die von rund 90 % der in der Studie e-Inclusion befragten Bildungsorganisationen bestätigt wird. Entsprechend bauen diese ihre digitale Infrastruktur wie Dateiablagesysteme, Lern- und Kollaborationsplattformen kontinuierlich aus. Die Studie offenbart jedoch, dass die Bedürfnisse von Lernenden mit Behinderungen (LmB) dabei oft unzureichend berücksichtigt werden.
Damit alle Lernenden am zunehmend digitalisierten Bildungsalltag teilhaben können, muss die digitale Infrastruktur barrierefrei sein. Das heisst: Sie soll von Lernenden mit unterschiedlichsten Voraussetzungen genutzt werden können. So müssen etwa Lernplattformen mit digitalen Hilfsmitteln (z.B. Screenreadern) kompatibel sein.
Eine zugängliche digitale Infrastruktur ermöglicht Selbstständigkeit und Teilhabe, wie es ein Lernender schildert:
«Also vom Screenreader her ist Moodle sehr gut aufgebaut. Ich kann diese Elemente anspringen, die haben einen Namen, ich kann mich vom Rahmen her orientieren, wo ich bin.»Lernender mit Sehbehinderung, Fachhochschule
Um digitale Zugänge für alle zu schaffen, empfehlen wir folgende Massnahmen:
Barrierefreiheit als Standard etablieren
Verankern Sie Barrierefreiheit als verbindliches Kriterium in allen Phasen der Planung, Auswahl und Weiterentwicklung Ihrer digitalen Infrastruktur. Orientieren Sie sich an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). So setzen Sie das Prinzip des ‘Universal Design’ um, stellen eine inklusive Nutzung sicher und vermeiden gleichzeitig aufwändige Nachbesserungen.
Praktischer Tipp: Formulieren Sie in Ausschreibungen für digitale Infrastrukturprojekte die Anforderung nach WCAG-Konformität ausdrücklich und lassen Sie diese durch Expert:innen überprüfen.
Digitale Infrastruktur gemeinsam mit Betroffenen gestalten
Beziehen Sie die Perspektiven von LmB aktiv und systematisch in die Planung und Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur ein. Sollten in Ihrer Bildungsorganisation keine LmB vertreten sein, können Sie wertvolle Perspektiven über Fachstellen einholen. So kann Barrierefreiheit bedarfsgerecht und praxisnah umgesetzt werden.
Hinweis: Weitere Anregungen zum Thema «Externe Expertise und fachliche Beratung» finden Sie hier.
Vereinfachte und konsistente barrierefreie Systeme schaffen
Setzen Sie auf eine reduzierte Anzahl von Tools und Plattformen. Schaffen Sie zentrale, barrierefreie Ablagesysteme für Bildungsinhalte, statt viele verschiedene Systeme parallel zu nutzen. Eine übersichtliche digitale Infrastruktur erleichtert allen die Orientierung und unterstützt die gleichberechtigte Teilhabe.
Zugang durch geeignete technische Raumausstattung ermöglichen
Statten Sie Unterrichtsräume teilhabegerecht aus. So ermöglichen etwa Induktionsschleifen Lernenden mit Hörgeräten, Audiosignale direkt und störungsfrei zu empfangen. Ergänzen Sie Ihre Unterrichtsräume ausserdem um weitere Technologien – z. B. zur barrierefreien audiovisuellen Übertragung und Aufzeichnung von Lehrinhalten. So schaffen Sie die Grundlage für teilhabefördernde, flexible und ortsunabhängige Bildung.
Kontinuierliche Evaluation und evidenzbasierte Weiterentwicklung
Überprüfen Sie regelmässig die Zugänglichkeit der digitalen Infrastruktur – sowohl auf technischer Ebene als auch anhand von Rückmeldungen der Lernenden. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um die digitale Infrastruktur weiterzuentwickeln. Ziehen Sie bei Bedarf externe Fachstellen hinzu.
Hinweis: Weitere Anregungen zum Thema «Externe Expertise und fachliche Beratung» finden Sie hier.