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Unterstützung und Nachteilsausgleich

Vielfalt anerkennen und gemeinsam zu passenden Lösungen finden.

Die Studie e-Inclusion zeigt, dass nahezu alle (94 %) befragten Bildungsorganisationen einen Nachteilsausgleich (NTA) anbieten. Doch obwohl die Zahl der Anträge bei vielen Organisationen in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen ist, werden unterstützende Massnahmen meist nicht systematisch kommuniziert. Eine Fachperson erklärt:

«Wir gehen im Fall nicht sehr proaktiv auf die Leute zu, damit sie das an dem Infonachmittag schon wissen. Vielleicht, weil es nur eine starke Minderheit ist – vielleicht so vier.»
Leitungsperson im Bereich Ausbildung, Höhere Fachschule

Weiter zeigt sich, dass Bildungsorganisationen häufig keine klaren Strukturen oder leicht zugängliche Informationen zum Antragsverfahren haben. Zwar sehen 93 % der Befragten in der Digitalisierung neue Chancen für die Umsetzung von NTAs (etwa durch assistive Technologien im Unterricht oder bei Prüfungen). In der Praxis sind entsprechende Massnahmen bisher jedoch selten umgesetzt.

Oft hängt die konkrete Unterstützung vom Engagement einzelner Lehrender ab. Dabei setzen sich manche aktiv für Lernende mit Behinderungen (LmB) ein, andere betrachten den NTA eher als zusätzlichen Aufwand. Eine Lernende berichtet:

«Ich habe gefragt, ob ich Fachbücher als PDF oder Prüfungen per Mail bekommen könnte. Ein Lehrer meinte, wir seien gleich wie alle anderen und bräuchten keine extra Unterstützung. Das hat mich ein bisschen traurig gestimmt.»
Lernende mit kognitiver Behinderung, Berufsbildung EFZ

Um Teilhabe zu ermöglichen, sind neben klaren Strukturen auch passgenaue Unterstützung und digitale NTA-Massnahmen entscheidend.

Die folgenden Anregungen sollen zeigen, wie Bildungsorganisationen Vielfalt anerkennen und passende Lösungen entwickeln können:

Klare Anlaufstellen und transparente Kommunikation einrichten

Schaffen Sie gut sichtbare, leicht auffindbare, vertrauliche Anlaufstellen für NTA, Barrierefreiheit und Teilhabe. Informieren Sie alle Lernenden aktiv und von Beginn an über diese Angebote (z. B. auf Ihrer Webseite, in Einführungsanlässen und -unterlagen). Damit vermitteln Sie die Haltung «Niemand bleibt allein mit digitalen Barrieren».


Barrierefreier Wegweiser NTA

Stellen Sie leicht auffindbare, barrierefreie Informationen (z. B. in einfacher Sprache, mit Untertiteln) zum NTA-Prozess bereit. Fügen Sie eine Liste konkreter, digitaler NTA-Beispiele bei. So wissen alle, welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen und wie sie beantragt werden können. Dieser Ansatz schafft Transparenz, Orientierung und Sicherheit.


NTA-Massnahmen erproben und anpassen

Geben Sie LmB die Möglichkeit, NTA-Massnahmen zu testen, bevor sie festgelegt werden. Diese Testschleife stellt Praxistauglichkeit, Selbstständigkeit und wirkliche Teilhabe sicher.
So können Lernende mit Sehbehinderung beispielsweise prüfen, ob Massnahmen wie eine vergrösserte Darstellung oder Screenreader-Einstellungen im Unterricht und in der Prüfungssituation wie gewünscht funktionieren.


Konkrete digitale NTA-Massnahmen anbieten

Nutzen Sie die Potenziale digitaler Technologien, um selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen. Dazu zählen Anpassungen im Prüfungsmodus (Auswahl zwischen analoger und digitaler Prüfung), die Nutzung barrierefreier Lehr- und Lernmaterialien oder auch die Erlaubnis zur Nutzung assistiver Technologien und zur Nutzung eigener Geräte (Bring Your Own Device «BYOD») bei Prüfungen.

Hinweis: Weitere Anregungen zum Thema «Lernmaterialien, Unterricht und Prüfungen» finden Sie hier.


Externe Unterstützung nutzen

Ziehen Sie bei Unsicherheiten externe Expertise und fachliche Beratung hinzu. Das sichert fachlich fundierte und praxisorientierte Lösungen.

Hinweis: Weitere Anregungen zum Thema «Externe Expertise und fachliche Beratung» finden Sie hier.


Systematische Evaluation und Feedback

Erfassen und dokumentieren Sie NTA-Beantragungen und Massnahmen systematisch in einem zentralen System. Werten Sie diese Daten regelmässig aus und holen Sie Feedback von LmB ein. Ziel ist es, wiederkehrende digitale Hürden und Barrieren zu identifizieren und Ihre Angebote kontinuierlich zu verbessern. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen nicht nur der Optimierung, sondern können auch als solides Argument gegenüber der Bildungspolitik genutzt werden.


Lehrende entlasten und Prozesse sichern

Stärken Sie Lehrende durch zuverlässige Supportstrukturen, Schulungen, Beratung und Zugang zu barrierefreien digitalen Ressourcen sowie Best Practices. Verankern Sie die barrierefreie Gestaltung von Bildungsangeboten als Teamaufgabe mit klaren Zuständigkeiten und beziehen Sie Fachpersonen ein. Damit verhindern Sie Überforderung. Lehrende werden auch organisatorisch entlastet, wenn die Bildungsorganisation die Informationsweitergabe zu NTA-Massnahmen proaktiv und vertraulich sicherstellt. Dadurch wird digitale Teilhabe als unterstützter Bestandteil der Bildungsarbeit und nicht als Mehraufwand erlebt.


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